
Kommunikation als Schlüssel für eine positive Unternehmenskultur
Achtsame Kommunikation beginnt bei der inneren Haltung. Wer bewusst wahrnimmt, wie er oder sie denkt und fühlt, schafft die Grundlage für eine respektvolle und klare Verständigung mit anderen.
Zentral ist dabei das Zuhören, nicht nur auf Worte, sondern auch auf Bedürfnisse und Gefühle hinter dem Gesagten. In diesem Sinne beschreibt Otto Scharmer in vier Ebenen des Zuhörens als wichtiger Bestandteil der Theory U: vom rein faktischen Download über empathisches Verstehen bis hin zum generativen Zuhören.
Diese Haltung des echten, empathischen Zuhörens ist auch Kernkompetenz und Herzstück der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg: Sie schafft Raum, Konflikte konstruktiv zu lösen, Missverständnisse zu vermeiden und Beziehungen auf Augenhöhe zu gestalten.

Innere Kommunikation
Der innere Kritiker ist ein bedeutender Faktor in der inneren Kommunikation. Er kann schädlich sein, wenn er vorherrscht: negative Effekte auf Wohlbefinden, Depression, Leistungsfähigkeit. Aber es ist nicht so, dass Selbstkritik immer nur schadet – moderate Selbstkritik kann auch motivierend wirken, zum Beispiel wenn sie Aufmerksamkeit oder Lernbereitschaft fördert.
Wichtig ist auch hier: Die Balance. Eine Selbstkommunikation, in der mitfühlende, unterstützende Stimmen ebenso gut hörbar sind wie kritische. Die Fähigkeit, den inneren Kritiker zu erkennen, zu hinterfragen und ihm ggf. alternative Stimmen zur Seite zu stellen, ist ein Schlüssel zur psychischen Gesundheit.
Geführte Meditation für mehr Selbstmitgefühl
🪷 Vorbereitung (1 Minute)
Setze dich bequem hin.
Deine Wirbelsäule ist aufrecht, aber nicht angespannt.
Lege deine Hände locker auf den Oberschenkeln oder im Schoß ab.
Wenn du magst, schließe sanft die Augen.
Atme ein paar Mal tief durch – ein… und aus…
Spüre den Kontakt zum Boden.
Lass deinen Atem ganz natürlich fließen.
🌬️ 1. In den Moment ankommen (2 Minuten)
Richte deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem.
Beobachte, wie der Atem einströmt… und ausströmt…
Ganz ohne etwas zu verändern.
Wenn Gedanken kommen, nimm sie wahr – und lenke deine Aufmerksamkeit freundlich zurück zum Atem.
Vielleicht magst du dich selbst innerlich erinnern:
„Jetzt ist ein Moment der Achtsamkeit.“
💭 2. Den inneren Kritiker wahrnehmen (3–4 Minuten)
Rufe nun einen Moment in Erinnerung, in dem du dich selbst kritisiert hast.
Vielleicht war es ein Fehler, eine unangenehme Situation, ein Selbstzweifel.
Nur ein kleiner Moment reicht.
Spüre hinein:
- Was hast du dir selbst gesagt?
- Wie spricht dein innerer Kritiker mit dir?
- Wo spürst du das im Körper?
Bleibe einen Moment einfach dabei. Du musst nichts ändern.
Beobachte nur: So fühlt es sich an, wenn ich streng mit mir bin.
💗 3. Selbstmitgefühl aktivieren (4–5 Minuten)
Jetzt stelle dir vor, du würdest mit einem Menschen sprechen, den du sehr gern hast – einem guten Freund oder einer Freundin –, die gerade etwas Ähnliches erlebt.
Was würdest du dieser Person sagen?
Welche Worte würdest du wählen?
Welche Haltung hättest du ihr gegenüber?
Jetzt richte diese gleiche Haltung auf dich selbst.
Sprich innerlich mit dir, als wärst du dieser liebe Mensch.
Du kannst zum Beispiel sagen:
🕊️ „Es ist okay, Fehler zu machen.“
„Ich darf freundlich mit mir sein.“
„Auch das gehört zum Menschsein.“
„Ich bin nicht allein mit diesen Gefühlen.“
Lass diese Worte in dich hineinwirken – sanft, nicht fordernd.
Wenn sie dich berühren: bleib dabei. Wenn sie sich fremd anfühlen: das ist okay. Du übst gerade etwas Neues.
Vielleicht magst du dir eine Hand auf dein Herz legen.
Oder eine Geste der Fürsorge finden, die sich für dich gut anfühlt.
🌈 4. Abschluss (2 Minuten)
Kehre langsam zurück in den Raum.
Bewege sanft deine Finger, deine Schultern, nimm ein paar tiefere Atemzüge.
Spüre den Boden unter dir.
Vielleicht magst du dir innerlich sagen:
„Ich darf üben, freundlich mit mir zu sein.“
„Ich bin genug – so, wie ich bin.“
Wenn du soweit bist, öffne langsam deine Augen.
Nimm diesen Zustand der Freundlichkeit mit in deinen Tag.
Die 4 Ebenen des Zuhörens
Die 4 Levels of Listening sind ein zentrales Element der Theory U und beschreiben, wie sich die Qualität unseres Zuhörens von oberflächlich bis hin zu transformativ steigern lässt.
Auf der ersten Stufe, dem Downloading, hören wir vor allem das, was wir ohnehin schon wissen, und bestätigen unsere bestehenden Annahmen. Auf der zweiten Stufe, dem Faktenhören, richten wir unsere Aufmerksamkeit bewusst auf neue Informationen und prüfen sie auf ihren Gehalt. Das empathische Zuhören als dritte Stufe bedeutet, mit offenem Herzen zuzuhören und sich in die Perspektive und Gefühle des Gegenübers einzufühlen.
Auf der vierten Stufe schließlich, dem generativen Zuhören, entsteht eine so tiefe Qualität der Präsenz, dass beide Gesprächspartner Zugang zu neuen Einsichten und Möglichkeiten finden und etwas Neues entstehen kann.

Um diese Stufen praktisch zu erleben, eignet sich eine einfache Übung zu zweit: Man wählt ein Alltags- oder Arbeitsthema und führt vier kurze Gesprächsrunden hintereinander, in denen jeweils eine der vier Stufen bewusst praktiziert wird – zuerst Downloading, dann Faktenhören, dann empathisches und schließlich generatives Zuhören. Anschließend reflektiert man gemeinsam, wie sich die Gesprächsatmosphäre, die eigene Haltung und mögliche neue Gedanken von Runde zu Runde verändert haben. Diese Erfahrung macht die Unterschiede der vier Zuhör-Level spürbar und zeigt, wie durch bewusstes Zuhören die Qualität von Kommunikation und Zusammenarbeit wachsen kann.
Gewaltfreie Kommunikation
Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein von dem US-Psychologen Marshall B. Rosenberg entwickelter Ansatz, der helfen soll, Konflikte konstruktiv zu lösen und zwischenmenschliche Beziehungen zu verbessern. Im Mittelpunkt stehen Empathie, Respekt und Klarheit in der Sprache. Statt zu bewerten oder zu verurteilen, werden Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten klar voneinander getrennt. So entsteht eine Kommunikation, die Missverständnisse reduziert und echte Verbindung fördert – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld.
Die drei wichtigsten Tipps aus der GFK:
-
Beobachten statt bewerten
-
Beschreibe eine Situation so neutral wie möglich, ohne Interpretation oder Vorwurf.
-
Beispiel: Statt „Du bist immer unpünktlich“ → „Heute bist du 15 Minuten später gekommen als verabredet.“
-
-
Gefühle benennen statt Gedanken oder Vorwürfe äußern
-
Sprich ehrlich aus, wie es dir geht, anstatt die andere Person zu kritisieren.
-
Beispiel: Statt „Du respektierst mich nicht“ → „Ich fühle mich enttäuscht und gestresst, wenn du später kommst.“
-
-
Bedürfnisse ausdrücken und klare Bitten stellen
-
Hinter jedem Gefühl steckt ein Bedürfnis. Teile es mit und formuliere eine konkrete Bitte.
-
Beispiel: „Mir ist Zuverlässigkeit wichtig. Könntest du mir beim nächsten Mal vorher Bescheid geben, wenn du dich verspätest?“
-
👉 Kurz gesagt: Wahrnehmen – Fühlen – Bitten.